Donnerstag, 14. Januar 2010

Kritik der blinden Standhaftigkeit

Noch eine Antwort, diesmal auf diesen Kommentar zu diesem (bereits erwähnten) Text.

"Zeugen Jehovas waren die einzigen Insassen der KZ, die sich durch eine Willenserklärung, in der sie ihrem Glauben abschworen, hätten freikaufen können und so die KZ hätten verlassen dürfen"

Das ist doch ein absurdes Beispiel dafür, was Fanatismus anrichten kann - Ein Mensch wird durch Fanatiker, in diesem Fall die Nazis, unterdrückt bzw. gefoltert. Er könnte sich durch eine Willenserklärung, im Endeffekt eine Unterschrift, dieser Folter entziehen. Das würde bedeuten, dass er sich von seinem eigenen Fanatismus (wenn Glaube soweit geht, für ihn zu sterben, mag ich ihn Fanatismus nennen)lossagt, was beide Fanatiker - der Nazi und der Zeuge - durch eine Unterschrift als gültig ansehen würden. Eine Unterschrift. Der Zeuge könnte sein Leben retten und seinen Glauben weiterdenken (und nach Ende der Terrorherrschaft auch weiterleben), macht das aber nicht, weil er so sehr auf seinen Glauben versessen ist, dass er ihn niemals, nicht einmal, wenn es um sein Leben geht, durch eine Unterschrift verleugnen würde.
 Die Unterschrift wird als Verleugnung instrumentalisiert doch nur durch ihn; er müsste die Verleugnung nicht einmal denken, sondern nur die Unterschrift als Freilassung betrachten! Das soll ich respektabel finden? Den Zeugen als wahrhaft gläubigen Menschen, der zu seinem Glauben steht, loben? Er steht gegen eine Unterschrift, die die Nazis (und durch seine Verweigerung auch er) als Verleugnung instrumentalisieren. Das ist nicht heldenhaft, das ist absurder Blödsinn. Wenn der Zeuge einen Menschen töten müsste, um freizukommen, dann würde ich die Verweigerung ja verstehen. Aber eine Unterschrift? Absurder. Blödsinn.
Wenn ich aufschreiben müsste, dass ich mich von meiner Weltanschauung lossage, um meinen Peinigern zu entkommen, dann würde ich mir nicht denken "Oh nein, ich Sünder habe mich von meiner Weltanschauung losgesagt, alle meine Freunde werden mich hassen" (um mal die Religion rauszunehmen), sondern "Geile Scheiße, ich muss nur diesen Wisch schreiben und darf gehen und trotzdem glaub ich noch daran, dass alle Menschen gleich sind. Leck mich krass, sind die Nazis scheiße blöd."
Wenn mir jetzt jemand kommt von wegen "Das ist aber das Konzept des Glaubens", dann antworte ich: Ja, das ist das Konzept des Glaubens, und genau deshalb finde ich gläubige Menschen so extrem kritisierungswürdig! (das war jetzt euphemistisch, richtig) - Wie kann man sich so blind einer Doktrin unterwerfen? Wie kann man für die Doktrin an sich, nicht mal für eine reale Verteidigung eines Inhalts, einer Aussage dieser Doktrin, sterben?!

1 Kommentar:

Tatjana hat gesagt…

Ich werde mir für meinen nächsten Kommentar mehr Mühe geben - versprochen!
Aber nun bin ich zu müde.
Also, das heißt du stehst vor der Wahlt, etwas (für dich) richtig Gutes passiert, wenn du handelst, oder etwas (wiederum für dich) richtig Schlechtes passiert wenn du nicht handelst.
Dann würdest du einfach das 'verraten' an was du glaubst?
Du würdest also deine heißgeiebte drei-buchstaben-partei wählen, wenn du das richtige dafür bekommst?
Würdest unseren Headmaster unterstützen..?
Ich finde, da kann man doch parallelen Ziehen und ich denke dass du nur bei ganz ganz wenigen Dingen soweit gehen würdest..?
Viele Küsse