Freitag, 13. November 2009

1933 plus 1968 ergibt 2009

Im Deutschen Historischen Museum kann man zur Zeit eine Ausstellung zum Thema "Fremde? Bilder von den Anderen in Deutschland und Frankreich seit 1871" besichtigen, die sich mit der Entstehung und Entwicklung von Fremdbildern in den genannten Staaten beschäftigt.
Wie ich gerade auf zeit.de gelesen habe, wurde dort auf einer Texttafel zensiert.
Ich zitiere:
"Der ursprünglich vorgesehene Text hatte mit den Sätzen geendet: »Neue Gesetze über Staatsangehörigkeit und Zuwanderung schufen erst seit der Jahrtausendwende die neuen Rechtsgrundlagen. Während innerhalb Europas die Grenzen verschwinden, schottet sich die Gemeinschaft der EU zunehmend nach außen ab. Die ›Festung Europa‹ soll Flüchtlingen verschlossen bleiben.« In der nun ausgestellten Version fehlen die letzten beiden Sätze. Stattdessen steht da nun die staatliche Bekanntmachung: »Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge fördert seitdem staatlicherseits die Integration von Zuwanderern in Deutschland.«" (Quelle s.o. Link)

Immerhin steht das auf zeit.de...Hoffentlich begreifen die Leser, was das eigentlich für Deutschland bedeutet: Offene politische Zensur in einem Land, das zwei Diktaturen innerhalb von 60 Jahren erlebt hat. Wir haben Glück, dass es das Internet gibt und Chefredakteure, die ihr Rückgrat nicht an Lobbyisten und Politiker verkauft haben.

Bleibt wachsam. Haltet die Augen und die Ohren offen, schreibt und schreit auf. Wir haben kostbarstes Gut, eine freiheitliche Demokratie, ein Grundgesetz, unsere Freiheit zu verteidigen.
Wenn die Bildung privatisiert und kapitalisiert wird (A. Doerpinghaus - Plädoyer wider die Verdummung. Pflichtlektüre), die Jugend nicht gebildet, sondern ausgebildet und verdummt wird und sich Kulturminister wieder Zensur erlauben können, dürfen wir nicht ruhig bleiben. So pathetisch das klingt.
Die Unibesetzungen in Deutschland, Österreich und diversen anderen Ländern sind nur der Anfang! 

Donnerstag, 5. November 2009

Buchrezensionen II - Kästner, Zeh, LMD

kurzrezensionen auf kollegmuffel



Erich Kästner - Splitter und Balken. Publizistik

Beim Lesen schwanke ich regelmäßig zwischen Begeisterung und Resignation - Begeisterung über Kästners Weitsicht, Schreibstil und Treffsicherheit; Resignation, weil das offensichtlich noch nicht genug Leute registriert haben: Man würde es sonst an der Gesellschaft merken. Teil seines Gesamtwerks



Juli Zeh - Corpus Delicti
Noch nie ein so gutes Buch über ein Utopia gelesen. Bis zu ihrem Kapitel "Ich entziehe mein Vertrauen" hatte ich sogar das Gefühl, dass die von ihr entworfene Gesundheitsdiktatur funktionieren könnte, auch unter humanistischen und liberalen Gesichtspunkten. Aber dann legt sie schonungslos dar, wo die Probleme in einem Staat sind, der alles und jeden kontrolliert und öffnet mir die Augen endgültig - Freiheit stirbt mit Sicherheit, und Freiheit ist (meiner Meinung nach) das höchste Gut.



Le Monde Diplomatique - Atlas der Globalisierung, Auflage 2009
Leider bin ich noch nicht wirklich dazu gekommen, den Atlas zu lesen, aber die alte Auflage war mir hinreichend bekannt: Wenn man wissen will, wie es um unsere Welt wirklich steht, ohne lobbyistischen Einfluss des Kapitalismus, kommt man an diesem Werk nicht vorbei. Zahlen und Fakten, die für sich und deutliche Worte sprechen.

Resignation ist kein Gesichtspunkt

Der Satz aus der Überschrift stammt von Kästner. Kästner überhaupt spielt in meinem lyrischen Leben zur Zeit eine recht große Rolle - ich hab seine gesammelten Werke zum Geburtstag bekommen. Und an seinen Satz muss ich mich wirklich halten, denn: wenn ich mir seine publizistischen Schriftstücke durchlese, nagen heftige Zweifel an mir, wofür man überhaupt politisch ist. Alles, wirklich, wirklich alles, was ich kritisieren will an unserer Gesellschaft, an der "Trägheit der Herzen", hat Kästner schon veröffentlicht. Mit seinen Kollegen, genannt seien Tucho und Brecht, hab ich mich noch nicht so intensiv auseinandergesetzt, aber bei ihnen dürfte es genau so sein. Sie haben zu ihrer Zeit die Zustände kritisiert und leider hat sich nichts geändert, auch wenn die allgemeine Auffassung aufgrund gewisser geschichtlicher Hintergründe anders aussieht und die Parole "WR und BRD kann man nicht vergleichen" vorgehalten wird.
Blödsinn. Die erste und die zweite deutsche Republik sind vergleichbar und nur, dass die Verfassung damals beschissen war und jetzt gegen Missbrauch großteils abgesichert ist, heißt noch lange nicht, dass die Gesellschaft heutzutage nicht beschissen ist. Wirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit, Vernachlässigung der Jugend, das wurde alles schon mal kritisiert und ich weiß wirklich oft nicht mehr, warum ich noch darüber schreiben soll, wenn offensichtlich nicht einmal die Worte von solchen Größen gehört oder verstanden werden.
Kästner, der Kinderbuchautor.
Aber - Resignation ist kein Gesichtspunkt. Wenn keiner mehr aufschreibt, was ihn stört, dann kommen die ganzen Schweine noch ungeschorener davon. Wenn keiner mehr Steine in den Weg legt, um einen schöneren zu bauen, dann bleibt der Weg hässlich. Möchte nicht wissen, was passiert wäre, wenn wir gar keine Kästners und Brechts gehabt hätten.
Idealismus ist ein Gesichtspunkt. Solang die Scheiße sich nicht verschlechtert, muss ich das als Erfolg werten, die Vergangenheit zeigt mir, dass es viel besser nicht wird.

Montag, 2. November 2009

philosophic theory I

why virtual life is better than real life: if you want to end a discussion, you just shut up and eventually set the other person on "ignore".

Oooohh shiny buttons!

Mittelfristiger Eindruck von Windows Vista: OOHHH leuchtende Knöpfe! maus drüber...LEUCHTET....maus weg....ohhh :( ...maus reinLEUCHTET :) doppelklickLEUCHTstarten... "Aktivieren Sie bitte nach 30 Tagen dieses Programm, wenn Sie das nicht tun, werden Sie es anschließend wie gewohnt verwenden können - und das will ja keiner."

(Kurzfristiger Eindruck von Windows Vista vor Installation von XP-AntiSpy: OOHHH leuchtende Knöpfe! maus drüber..."Windows hat ein Sicherheitsproblem festgestellt - offensichtlich haben Sie Ihre Hand bewegt, ohne sich vorher schriftliche Erlaubnis einzuholen. Aktivieren Sie jetzt Ihre Handbewegungs-Zulassungs-Software. Ja, dies ist ein Grund für uns,  alle anderen Programme auszublenden, um Ihnen mitzuteilen, dass Sie höchstens Administrator sind.")


Im Regen, ohne Handschuhe und ohne Mp3-Player, von der Uni nach Hause zu fahren, hat gewisse negative Aspekte, übrigens. Rein grundsätzlich steh ich ja auf Duschen, aber wenn die Seife durch das ungleich ungewöhnlichere "Nichts" ersetzt und das Duschwasser durch das angenehm nach Autoabgasen riechende Brackwasser aus dem Rinnstein ersetzt wird, trübt das meinen Badespaß beträchtlich. Außerdem war ich vollständig bekleidet.