"Wie schön! Die Kleinen spieln!" rief Frau Erdenbrecht ihrem Manne zu. Playmobil haben sie sich geholt vom Dachboden, dort lange verschollen gewesen. Ihre alten Lieblingsfiguren haben sie ausgepackt: Käptn Barbarossa und sein Gesindel, 20 grimmig dreinschauende Piraten. Der große Dünne darf die spielen. Sein dicker Bruder hat sich die Mannen des Königs rekrutiert, 100 tapfere Recken in glänzenden Rüstungen, zur Bekämpfung der elenden Brut. Sogar eine Geschichte haben sich die beiden ausgedacht! Barbarossa, der in der langen Zeit der Verschollenheit hager gewordene Obergauner, weiß sein Gefolge nicht mehr zu verpflegen. Eigentlich wollte man sich ja am Lande niederlassen, doch der Hunger treibt die Bande auf See - die königlichen Handelsschiffe scheinen ein geeignetes Ziel für eine bescheidene Einnahmequelle! Jetzt kommt der kleine Dicke ins Spiel: Als kronloyaler Verteidiger des Friedens kann er diesen Akt der Bosheit und Gewalt natürlich nicht ungehindert vor sich gehen lassen und schickt seine mächtige Plastikarmada zur Hilfe.
Der Ausgang der Schlacht ist noch ungewiss. Bei Familie Erdenbrecht gibt's nun Mittagessen, es ist kurz vor 12. German, der kleine Dicke, hat seinen Freund Georg eingeladen (gemeinsam nennen sie sich G8 - großartig und acht Jahre alt), die beiden greifen mächtig zu bei der Schlachtschüssel. Afro, der dünnere Bruder, kommt etwas zu spät, weil er noch am Klo war, für ihn ist wieder nur Brot übrig.
Die kleine Schwester Attaca sorgt sich etwas um ihn. Er kommt oft zu kurz beim gemeinsamen Mittagsmahl, Rücksicht zeigen G8 fast nie. Jedes Jahr zu Silvester geloben sie Besserung, doch man kennt's ja zur Genüge...
Donnerstag, 11. Dezember 2008
Samstag Vormittag, bei Familie Erdenbrecht
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Fraaanz
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21:17
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Sonntag, 11. November 2007
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Ich geh dann mal sterben, lasse mich wiederbeleben und kauf mir n neues Drumset.
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Fraaanz
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03:26
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Montag, 5. November 2007
Historische Langeweile
Man kennt das, als aktives Nachtschattengewächs: Müdigkeit solch perverser Ausmaße, dass selbst interessanter (ha, ha) Unterricht in Schüben des Sekundenschlafs untergeht. Auch mit großer Mühe lassen sich die Augen nicht mehr offen halten, Knaller wie Geschichte, Deutsch oder englische Monologe kommen dem Ruhebedürfnis auch noch entgegen. Die den Kopf stützenden Arme rutschen am Tisch ab, der Kopf nickt nach unten, manchmal wird auch der Lehrer in Form mündlicher Sechsen oder Hin- bis Verweisen aufmerksam. Man kennt das.
Heute aber scheint es anders zu sein. Der Unterricht meines aktuellen Lehrers in der Historienkunde glänzt stumpf durch solch brillante Eintönigkeit, dass mir sogar zum Schlafen zu langweilig ist. Zur Ablenkung schreibe ich freiwillig Hefteinträge mit, fange aus Versehen Diskussionen mit dem Lehrer an, die zu nichts führen, pen-spinne, versuche, Liedtexte zu schreiben, greife zum letzten Mittel, dem analogen Bloggen, nachdem der Gang zum, den Unterricht symbolisierenden, Pissoir ernüchternd war: Vor der Tür des Klassenzimmers spielen die üblichen Darsteller. Drei Pali-Schal-tragende Damen inszenieren pubertäre Dramen ("Wir sind unzertrennlich", endet oft so, dass die Unzertrennlichen sich gegenseitig anzicken), in einer Ecke im Klo blättert ein sehr emotionaler Mensch im Fachmagazin "Cutting Today" durch die aktuellen Nassrasiererklingentests, die Dünnen jagen den Dicken. Auch das kennt man nämlich alles und dementsprechend fasziniert es nicht genug, um vom Unterricht abzulenken. Dort sitze ich also weiterhin und blogge. Über den ganz normalen Zustand einer solchen Stunde. Hinter mir kaum versteckte Emotionen ("Ach FUCK, Pfosten verdammt") beim Fußballspielen auf der Playstation Portable, dank BlueTooth über zwei Bankreihen hinweg. Vor mir revoltiert Bayern im Jahr 1848, was anscheinend nicht sehr spannend war, mein Lehrer bleibt nämlich in seiner koma-ähnlichen Stimmung.
Ich blättere, in Gedanken an die bevorstehende Klausur, zwei Seiten zurück im Schreibblock und widme mich, in Hoffnung auf Ablenkung, der neuen Tafelanschrift.
Zu gelangweilt, um zu schlafen.
Müde...
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Now playing: Led Zeppelin - Stairway To Heaven
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Fraaanz
um
22:35
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